• Home
  • Ratgeber
  • Finanzplan Gründung: Das gilt es zu beachten

Finanzplan für Gründer: So erstellen Sie einen umfassenden FInanzplan

Eine Unternehmensgründung bedarf in den allermeisten Fällen Kapital – und eigene Finanzmittel sind hierfür oft nicht ausreichend. Laut dem KfW Gründungsmonitor 2020 kommen nur rund die Hälfte aller Unternehmensgründer mit einer Eigenfinanzierung aus, was im Umkehrschluss bedeutet, dass eine Fremdfinanzierung in sehr vielen Fällen notwendig wird.
von Lisa Hofmann
Finanzplan Gründung
Der Finanzplan ist ein elementarer Teil der Gründung.Foto: anyaberkut / iStock

Auf der Suche nach Kapitalgebern ist ein solider Finanzplan eine Grundvoraussetzung, um ein mögliches Gelingen der eigenen Unternehmung darlegen zu können. Gewinn-und-Verlust-Rechnung, Umsatzplanung oder Schlussbilanz sind für Gründer aber wahrscheinlich gänzlich neue Begriffe, die sie vor neue Herausforderungen stellen. Worauf müssen Sie hierbei achten?

Finanzplan: Die wichtigsten Details

Die Voraussetzung zur Unternehmensgründung ist ein Businessplan, bei dem es sich letztlich um eine schriftliche Zusammenfassung der eigenen Geschäftsidee handelt – inklusive Analyse der Marktsituation, Risiken, Potenziale und Konkurrenten. Das Herzstück dieses Businessplans ist der Finanzplan.

Neben der qualitativen Einschätzung ist hier durch monetäre Zahlen und Fakten dargelegt, wie hoch der Kapitalbedarf zur Gründung ist und wie Ihre Unternehmung langfristig finanziell tragfähig sein kann. Anhand dieser Daten können Banken und Investoren sich ein sehr konkretes Bild davon machen, wie Sie als Gründer Ihre wirtschaftliche Situation einschätzen.

Die Finanzplanung nützt Ihnen allerdings auch selbst: Anhand der objektiven Zahlen lässt sich häufig erkennen, ob die eigene Geschäftsidee aus wirtschaftlicher Sicht überhaupt realistisch umgesetzt werden kann. Die inhaltlichen Abschätzungen, die sich in Ihrem Businessplan widerspiegeln, sollten sich auch im Finanzplan finden.

Die Elemente eines Finanzplans

Zum Finanzplan erstellen müssen verschiedene Kalkulationen erstellt werden:

Eröffnungsbilanz

Zunächst müssen Sie sämtliche Vermögensverhältnisse offenlegen:

  • Welches Kapital bringen Sie selbst mit?
  • Haben Sie sich womöglich schon erfolgreich um Fremdkapital bemüht?
  • Geht Immobilieneigentum ins Unternehmensvermögen ein?

Kostenplan

Beim Kostenplan müssen verschiedene Arten von Kosten berücksichtigt werden: Besonders wichtig sind zum einen die laufenden Kosten des Betriebs. Diese können durch die Miete für die Geschäftsräume, Leasingkosten für das Geschäftsfahrzeug oder die Telefon- und Internetrechnung entstehen. Zusätzlich muss womöglich noch Personal bezahlt werden, wenn die Gründung nicht allein gestemmt werden kann.

Insbesondere bei einer Unternehmensgründung in Vollzeit dürfen auch die privaten Kosten hier nicht außer Acht gelassen werden. Ein Fehler viele Gründer liegt darin, diesen Aspekt zu unterschätzen und den Fokus auf die unternehmerischen Tätigkeiten zu legen.

Kapitalbedarfsplan bzw. Investitionsplanung

Welcher Kapitalbedarf fällt realistischerweise an, um das eigene Büro oder die Geschäftsräume auszustatten und Maschinen zu kaufen?

Der Kapitalbedarf fällt je nach Branche, Unternehmensgröße und Geschäftsmodell sehr unterschiedlich aus. Womöglich benötigen Sie auch nur einen leistungsfähigen Rechner und einen Internetanschluss – dennoch darf dieses Kapitel keinesfalls fehlen.

Für Geschäftsmodelle, die kapitalintensiver sind, darf auch die Investitionsplanung nicht ausgelassen werden. Denn womöglich können zukünftige Erweiterungen schon geplant und kalkuliert werden. Außerdem werden vielleicht Rücklagen benötigt oder der notwendige Austausch hochwertiger Maschinen ist nur eine Frage absehbarer Zeiträume.

Liquiditätsplanung

Ein elementarer Teil der Finanzplanung ist der Liquiditätsplan. Das wirtschaftliche Scheitern von Unternehmen ist nicht immer auf das Geschäftsmodell zurückzuführen. Vielfach führen vermeintlich kurzfristige Liquiditätsengpässe dazu, dass Rechnungen nicht mehr bezahlt werden können und sich eine Insolvenz nicht mehr abwenden lässt.

Die Liquiditätsplanung muss also dafür sorgen, dass kurzfristige Verbindlichkeiten durch ausreichende liquide Mittel beglichen werden können. Gleichzeitig sollte die Liquidität auch nicht zu hoch ausfallen, weil dadurch wichtiges Investitionskapital fehlt, welches das Unternehmen nachhaltig voranbringen könnte.

Kassen- und Bankbestände erfassen

Bei der Liquiditätsplanung wird zunächst der anfängliche Bestand der Mittel erfasst, was Kassen- und Bankbestände umfasst. Danach müssen sämtliche Einnahmen und Ausgaben der Planungsperiode ersichtlich sein, woraus sich ein Endbestand der liquiden Mittel ergibt.

Zu den Einnahmen zählen üblicherweise Vorauszahlungen und Zahlungen von Kunden; aber auch ein Barkredit kann zu den liquiden Mitteln gezählt werden. Voraussetzung für einen realitätsnahen Liquiditätsplan ist also eine möglichst präzise Umsatzplanung, die letztlich stark von der Marktakzeptanz der eigenen Produkte und Dienstleistungen abhängt. Hier zeigt sich der integrative Charakter der Finanzplanung in den gesamten Businessplan.

Üblicherweise wird als Kleinunternehmer oder Freiberufler übrigens ein überschaubarer Planungszeitraum von einem Monat gewählt, Mittelständler und Großunternehmen planen die Liquidität ein komplettes Jahr voraus.

Gewinn-und-Verlust-Rechnung

Als Unternehmer sind Sie zur Gewinn-und-Verlust-Rechnung (GuV) verpflichtet. Als Hauptbestandteil des Jahresabschlusses kann anhand dieser Rechnung der unternehmerische Erfolg abgelesen werden. Vereinfacht dargestellt werden alle Kosten, Abschreibungen und Investitionen sämtlichen Umsätzen und Erlösen gegenübergestellt. Auf Basis dieser Gewinnermittlung wird das Finanzamt auch die Höhe der zu leistenden Steuerzahlungen festlegen, weshalb an dieser Stelle keine Fehler toleriert werden.

Schlussbilanz

Die Schlussbilanz stellt Vermögen und Verbindlichkeiten gegenüber. Im Unterschied zur Gewinn-und-Verlust-Rechnung lässt sich hieran nicht nur erkennen, wie erfolgreich das letzte Geschäftsjahr abgeschlossen werden konnte, sondern auch, wie es ganz grundsätzlich um die Finanzen der eigenen Unternehmung steht. Der Wert der Ladeneinrichtung, des Fuhrparks oder von Finanzanlagen kommen in der Schlussbilanz ebenso zum Tragen wie Hypotheken oder Verbindlichkeiten.

Anhand der Schlussbilanz lässt sich für die Bank schnell erkennen, ob der Gründer finanziell gesund ist oder die Unternehmung bereits in eine wirtschaftliche Schieflage geraten ist.

Tipps für die Erstellung eines Finanzplans

Um einen aussagekräftigen Finanzplan zu erstellen, sollten Sie als Gründer einige Dinge berücksichtigen. Die wichtigsten Tipps geben wir Ihnen hier.

Haben Sie den Adressaten im Blick

Sie sollten beim Finanzplan erstellen immer bedenken, wer der Adressat des Finanzplans ist und was Sie damit erreichen wollen. Wenn Sie den Finanzplan in erster Linie für sich selbst erstellen, weil Sie Ihre Unternehmung aus Eigenmitteln finanzieren, werden Sie diesen womöglich weniger detailliert ausstellen müssen, als wenn sich die Finanzplanung an eine Bank oder einen anderen Investor richtet. Hier wird in der Regel eine sehr präzise Aufschlüsselung von allen Umsatzposten benötigt, damit der Investor überhaupt eine Abschätzung über den Sinn treffen kann.

Tool hilft beim Finanzplan erstellen

Ferner ist von entscheidender Bedeutung, dass die Finanzplanung vollständig ist – was letztlich bedeutet, dass kein Kostenfaktor oder sonstiger Aspekt in wirtschaftlicher Hinsicht vergessen werden darf.

Gründer mit wenig Erfahrung tun gut daran, die Finanzplanung durch ein entsprechendes Tool selbst zu erstellen. Ein solches Tool bringt den grundsätzlichen Vorteil mit sich, dass Sie den Finanzplan erstellen können, ohne selbst an jeden Aspekt denken zu müssen. In der Regel tabellarisch aufgebaut, sorgt der Finanzplan als Vorlage wie eine To-do-Liste dafür, dass Sie kein wichtiges Kapitel auslassen.

Ein weiterer Vorteil vom Tool: Häufig können wichtige Aspekte wie die Umsatzplanung oder der Kapitalbedarf für die Planungsperiode auch visualisiert werden. Durch entsprechende Grafiken lässt sich schneller und häufig eindrücklicher erkennen, wie sich der Gründer eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft seines Unternehmens vorstellt. Häufig enthält ein solches Tool noch weitere Tipps: So werden die Zahlen direkt analysiert und der Benutzer damit für mögliche Schwachstellen der Planung sensibilisiert.

Banken und Investoren überzeugen: Puffer einkalkulieren

Neben der Nachvollziehbarkeit des Finanzplans und einem optischen Layout, welches Übersicht und Professionalität ausstrahlt, muss der Finanzplan natürlich auch inhaltlich den kritischen Blicken des Bankberaters genügen.

Sie sollten Puffer berücksichtigen und dafür gewappnet sein, dass die Umsatzplanung womöglich nicht ganz den Hoffnungen entspricht. Viele Unternehmensgründer scheitern letztlich am fehlenden wirtschaftlichen Durchhaltevermögen. Je konservativer die Finanzen geplant sind, desto eher werden Sie einen Kreditgeber für die eigene Businessidee finden. Dieser Tipp bezieht sich aber nicht nur auf die Finanzplanung als solches, sondern natürlich auf den gesamten Businessplan. Als Gründer müssen Sie letztlich das gesamte Geschäftsmodell nachvollziehbar darlegen können.

Finanzplan als Reporting verwenden

Im Vorfeld haben Sie Investitionen, Kosten und womöglich auch Umsätze für bestimmte Produkte und Dienstleistungen geplant – um dann später womöglich feststellen zu müssen, dass sich die Zahlen in der Praxis zum Teil ganz anders entwickelt haben. Kritiker eines Finanzplans werfen der Kalkulation im Vorfeld ohnehin vor, dass sich ohne echte Erfahrungswerte keine realistische Finanzplanung erstellen lässt und sich nur um Mutmaßungen handelt.

Tatsächlich sollten Sie eine auftretende Diskrepanz eher dafür nutzen, sich zu fragen, was womöglich besser oder schlechter gelaufen ist als geplant und wo Sie in Ihrem Businessplan eventuell nach Steuern müssen. Begreifen Sie den Finanzplan auch als Chance zum eigenen Reporting und Möglichkeit, sich selbst zu hinterfragen:

  • Wo hat sich eine Investition womöglich nicht ausgezahlt?
  • Warum sind in bestimmten Bereichen die Kosten immens gestiegen?
  • Wieso war der kalkulierte Kapitalbedarf nicht ausreichend?

Letztlich kann ein solcher Finanzplan dabei helfen, Lücken aufzudecken und den Fokus neu zu setzen.

Kalkulieren Sie nicht mit Durchschnittswerten

Natürlich ist es schwierig, im Vorfeld genaue Abschätzungen über Kosten und Erträge zu treffen. Deswegen wird gerne mit groben Durchschnittswerten operiert – wobei es sich um einen fatalen Fehler handeln kann.

Wenn Sie etwa ein Produkt oder eine Dienstleistung anbieten, die stark saisonal nachgefragt wird, sollte sich das auch in den monatlichen Planumsätzen widerspiegeln. Wenn Sie an dieser Stelle nur kalkulierte Durchschnittswerte annehmen, dann kann es insbesondere sein, dass Sie im Winter unter ungeplant niedrigen Umsätzen leiden und die Liquidität stark leidet.

Im Businessplan haben Sie inhaltlich präzise dargelegt, wie Sie die Zielgruppe einschätzen und wann Sie das Produkt in welcher Anzahl verkaufen können. Diese qualitativen Abschätzungen sollten Sie auch Monat für Monat in genaue Zahlen ummünzen können.

Fazit: Finanzplan nicht auf die leichte Schulter nehmen

Die meisten Unternehmensgründer strotzen vor Ideenreichtum, Innovationskraft und Motivation – was sich allerdings in erster Linie auf die eigene Geschäftsidee bezieht. Weniger Begeisterung löst üblicherweise das Erstellen eines Finanzplans aus: Hierbei handelt es sich aus Sicht vieler Gründer lediglich um ein notwendiges Übel im Businessplan, um die Chancen für eine Fremdfinanzierung zu erhöhen.

Doch abgesehen von der realistischen Ermittlung des Kapitalbedarfs, welches die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit der eigenen Idee auch Ihnen selbst vor Augen führt, kann die Ermittlung der objektiven Zahlen auch ein wichtiger Baustein bei der Realisierung der eigenen Unternehmung sein. Letztlich können Sie hieran erkennen, wie Sie den Fokus setzen sollten und an welchen Stellen womöglich Risiken auf Sie warten.

Weiterhin ist der Aspekt der Fremdfinanzierung nicht zu unterschätzen: Sind Sie auf Banken oder andere Investoren angewiesen, werden Ihre Begeisterung für Ihre Idee nur teilen, wenn auch die Zahlen Erfolg versprechend – ohne den Finanzplan erstellen, können Sie dies wohl kaum sicherstellen.

Häufig gestellte Fragen zum Finanzplan

Der Finanzplan ist ein elementarer Teil im Gründungsprozess. Mit ihm wird die Frage beantwortet, wie viel Geld mit einem Unternehmen eingenommen werden kann und wie viel Kapital für die Gründung erforderlich ist. Wichtig ist dafür eine gute Marktanalyse. Gleichzeitig ist aber auch elementar, dass es sich bei den Werten immer nur um Schätzungen handelt.

Im Internet finden Sie ein umfassendes Angebot an Tools, die Sie zur Vorlage für Ihren Finanzplan nutzen können. Einige dieser Tools sind kostenfrei, für andere zahlen Sie eine Nutzungsgebühr. Die Qualität der Tools unterscheidet sich zum Teil stark, daher ist es sinnvoll, vor der Nutzung nach Erfahrungsberichten zu schauen und sich anhand der Erfahrungen anderer das passende Finanzplan-Tool auszusuchen.

Entscheidende Inhalte in einem Finanzplan sind eine Umsatz- und Kostenplanung, die Gründungskosten sowie die Betriebskosten, ein Investitionsplan und eine Liquiditätsplanung, eine Rentabilitätsrechnung und der Finanzierungsplan.

Über die Autorin
Lisa Hofmann
Lisa Hofmann hat im Oktober 2020 ihren Bachelor of Arts in British American Studies mit Nebenfach Verwaltungswissenschaft erhalten und ist seit November 2020 Teil der qmedia-Redaktion. Im Oktober 2021 begann sie zusätzlich ein Masterstudium an der Universität zu Köln.